Zum zweiten Mal fand der Fotokurs "Waldfotografie" im Rahmen des SDW-Jahresprogramms statt. Unter dem Motto "Wald & Wasser" gab es im Naturschutzgebiet "Hörschbachschlucht" bei
Murrhardt nicht nur Fotomotive zuhauf, sondern puren Naturgenuß und manche sportliche Herausforderung.
Quasi als Aufwärmübung gab Stefan Seip einen kurzen Rundumblick über die für die Fotografie bestimmenden Faktoren: Blende, Belichtungszeit, ISO-Einstellungen und deren Zusammenspiel. Für manchen in dieser sonntagmorgendlichen Gruppe war das eine Wissens-Auffrischung, für andere neu uns spannend, denn nicht nur die Ausrüstung, sondern auch die Kenntnisse des technischen Zusammenspiels sind wichtig. "Jeder Mensch hat zwei Gehirnhälften," so Stefan Seip, "eine für Zahlen und technisches Verständnis und eine andere kreative." Den besten Fortschritt erziele man, wenn man sich der eigenen Schwächen annehme. Technik-Freaks sollten an ihrem Gespür für Motive und Stimmungen arbeiten, kreative Geister eher an ihrem Verständnis für die Möglichkeiten und "Einstellschräubchen" ihrer Kamera.
Mit diesen und etlichen anderen Tipps gewappnet stiegen die Foto-Wanderer in die Hörschbachschlucht ein. Nur wenige Meter vom Parkplatz P2 entfernt, der erste Höhepunkt: Die unteren Wasserfälle, die sich über die geologische Schicht der so genannten "Engelhofer Platte" in die Tiefe stürzen: Ein malerisches Bild, zu jeder Jahreszeit.
Jetzt galt es, Theorie in die Praxis umzusetzen und zunächst mit unterschiedlichen Belichtungzeiten zu experimentieren. Mit einer sehr kurze Belichtung erreicht man, dass die Wassertropfen wie eingefroren wirken, mit langen Belichtungszeiten sieht der Wasserfall wie ein durchgehender weißer undurchsichtiger Schleier aus.
Jede/r suchte seinen eigenen Standpunkt aus, manche von oben, manche mitten im Hörschbach stehend von unten. So verging die erste Stunde wie im Flug.
Dann startete der Tross mit Kamera, dicken Taschen und Stativen auf die Tour durch die Schlucht. Einige derer, die zum allerersten Mal hier waren, waren verblüfft, wie wild die bei Touristen doch so beliebte Hörschbachschlucht ist. "Hier kann man Geologie und ihre Dynamik am eigenen Leib erleben", meint Dr. Gerhard Strobel, SDW-Vorsitzender und Ortskundiger. "Der mitunter schmale und äußerst schlüpfrige Pfad wechselt immer wieder, rutscht ab und muss an anderer Stelle neu gebaut werden. Darum kann man sich den "richtigen" Pfad praktisch nicht merken, da er im nächsten Jahr wo ganz anders verläuft."
Auch wenn der Trip in die "Wildnis" deshalb für manche/n beschwerlich und zunächst ungewohnt war, so machte es doch zunehmend allen Spaß, als Entdecker durch den Wildbach zu stapfen, auf schmalen Hangwegen zu gehen, über Felsbrocken zu balancieren, pittoreske Brücklein zu queren und sich hier und da auch mal gegenseitig einen steilen Hangabschnitt herunterzuhelfen.
Allerdings kam die Fotografen-Gruppe deshalb nur langsam voran, weswegen unvermittelt mitten in der Schlucht für einen Foto-Stop, kombiniert mit einem Vesper, angehalten wurde.
Frisch gestärkt und mit schon vielen einzigartigen Fotografien im Kasten stand das letzte kleine Naturwunder bevor: Die oberen Hörschbach-Wasserfälle. Eigentlich sind es ja gleich zwei, aber beim größeren von beiden hatten sich die Altvorderen bereits vor vielen Jahren eine zusätzliche Attraktion einfallen lassen: Oberhalb des Wasserfalls wurde ein kleiner Stauweiher angelegt. Das aufgestaute Wasser kann mithilfe einer Klappe entleert werden, was unterhalb dann zu vielen "Aaahh"- und "Ooohh"-Rufen führt, denn der ehedem kleine Wasserfall schwillt unvermittelt zu einem rauschenden Fall an. Ein Motiv, das sich natürlich niemand entgehen lassen durfte.
Stefan Seip
Stefan Seip ist Fotograf und Diplom-Biologe. International bekannt ist der naturbegeisterte Foto-Experte durch seine Astro- und Himmelsaufnahmen. Beruflich ist er als Kursleiter, Vortragsredner, Buchautor und als fotografischer Reisebegleiter weltweit unterwegs. Die Fotos von Seip wurden in Nachrichtensendungen wie der Tagesschau (ARD) und heute (ZDF), in Tageszeitungen und Astronomiezeitschriften veröffentlicht. |
Zu fortgeschrittener Stunde und nach erfolgreicher und unfallfreier Bewältigung der Hörschbachschlucht entschied sich die Gruppe, den höhergelegenen, aber leichter zu begehenden Waldweg als Rückweg zu wählen.
"Wasser gibt es hier nun keines mehr, dafür aber genug Wald," erinnerte Stefan Seip an das Tagesmotto. Und dieser Waldweg eignete sich perfekt dazu, das dynamische Fotografieren auszuprobieren und über die Bildeffekte zu staunen, die sich ergeben, wenn man während des Auslösens das Zoom bedient, oder in Bewegung fotogafiert.
Eine bunt gekleidete Wanderergruppe nahm's mit Humor, als sie unversehens zum vielfach fotografierten Motiv dieser Foto-Station wurde. Mit leeren Akkus, aber dafür mit einem prallvollen Speicherchip und einem Sack neuer Erlebnisse und Erfahrungen schaffte es die Foto-Truppe gerade rechtzeitig vor dem Wolkenbruch in die rettenden Autos.
Am 31. 1. fand im Naturpark-Zentrum in Murrhardt die Besprechung der interessantesten Fotos der Teilnehmer/innen statt. Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer des Naturparks, Bernhard Drixler, selbst leidenschaftlicher Hobbyfotograf, hatte jede/r Teilnehmer/in die Möglichkeit hatte, seine / ihre Lieblingsfotos der Gruppe vorzustellen. Dies wurden gemeinsam analysiert. Das in der Gruppe beliebteste Foto jedes Teilnehmers finden Sie in der "Best-of"-Fotogalerie jeweils ganz links.
Wichtig war Stefan Seip als Kursleiter, dass jede/r praktische Tipps mitnehmen konnte, auf der er / sie bei der nächsten Fotosafari achten sollte: Klares Motiv (Bildaussage), Bildaufteilung, Beachtung des hellsten Punkts im Foto, , Spiel mit der Tiefenschärfe zur Lösung des Motivs vom Hintergrund, Vermeidung von Bildelementen, die den Blick vom eigentlichen Motiv ablenken, klare Kontraste bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen und viele andere Tipps mehr.