Mein Wald

Wissen um Natur und Waldwirtschaft


Der Wald ist ein offenes Buch - lesen wir darin!
©Grafik: Dr. G. Strobel

Die Natur ist das einzige Buch,

das auf allen Blättern

großen Gehalt bietet.

Johann Wolfgang von Goethe

Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder, und euren Vorfahren war er heilig.  Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen von Minderwertigkeit eines Volkes und von niederer Gesinnung des einzelnen.

Alexander von Humboldt

Der Baum als Element des Waldes steht sinnbildlich für "das Wunder der Natur",  die Photosynthese. Sie ermöglicht die Umwandlung von Kohlendioxid und Wasser unter Einwirkung von Sonnenlicht als Energiequelle  in Zucker und damit alles Leben auf dieser Erde. Sie sorgt aber nicht nur für Nahrung, sondern produziert darüber hinaus den lebenswichtigen Sauerstoff.

Photosynthese: Aus Kohlendioxid (CO²) und Wasser (H²0) und Sonnenlicht wird Zucker (und daraus Holz) und Sauerstoff (O²) erzeugt. (Grafik: Dr. G. Strobel)
Photosynthese: Aus Kohlendioxid (CO²) und Wasser (H²0) und Sonnenlicht wird Zucker (und daraus Holz) und Sauerstoff (O²) erzeugt. (Grafik: Dr. G. Strobel)

Ohne diesen Prozess, der in allen Pflanzen abläuft gäbe es keine Pflanzen, keine Pflanzenfresser, keine Beutegreifer und am Ende der Nahrungskette auch keine Menschen.

Bäume sind zudem in der Lage, den erzeugten Zucker in langkettige Moleküle - Zellulose und Lignin als wichtigste Holzbestandteile - umzubauen und damit höher als alle anderen Pflanzen zu wachsen.

Viele Bäume machen den Wald aus. Dennoch  ist er viel mehr als die Summe seiner Bäume. Wald ist ein intensiv vernetztes Ökosystem; Lebensraum für unzählige Tiere, Pflanzen und Pilze.

Wald erfüllt unzählige Schutzfunktionen. Er filtert reinigt und speichert Wasser, er filtert Staub und sorgt für frische Luft. Er reguliert das Klima - er ist kühl im Sommer und strahlt im Winter weit weniger Wärme ab als das Offenland.

Ich bin die Wärme deines Herdes an kalten Winterabenden.

Ich bin der Schatten, der dich vor

der heißen Sommersonne beschirmt.

Meine Früchte und belebenden Getränke

stillen deinen Durst auf deiner Reise.

Ich bin der Balken, der dein Haus hält,

die Tür deiner Heimstatt,

das Bett, in dem du liegst und

das Spant, das dein Boot trägt.

Ich bin der Griff deiner Harke,

das Holz deiner Wiege und

die Hülle deines Sarges.

Unbekannt (Schild an einem Baum in Madrid)

Wald ist aber auch eine Fabrik und zwar die leiseste und sauberste, die es gibt. Uralt und dennoch ist Spitzentechnik sind seine Markenzeichen.

Produziert wird Sauerstoff. Gleichzeitig wird das Treibhausgas CO2 im Holz gebunden - Holz, welches für Häuser, Fenster, Treppen, Möbel, Kisten, Gitarren, Bauklötze, Bleistifte, Papier und vieles mehr verwendet wird.


Holz aus unseren Wäldern wird als ökologischster aller Rohstoffe zu vielen Produkten verarbeitet und sorgt so für Arbeitsplätze und für Wertschöpfung vor Ort. Es ist der Rohstoff der kurzen Wege. Und am Ende seiner Nutzungszeit dient Holz als Brennstoff, als nachhaltige Energiequelle, die nur soviel CO2 in die Atmosphäre freisetzt, wie sie Jahrhunderte zuvor im Holz gebunden hat.

Wald so zu bewirtschaften, dass er seine Qualität als Lebensraum, Rohstoff- und Energielieferant auf Dauer optimal erfüllen kann, ist das Ziel nachhaltiger, naturnaher, multifunktionaler Waldwirtschaft.

 

Das Wachstum eines Waldes

Wald wächst

Das Wachstum eines Waldes hängt von der Baumart, der Struktur und dem Alter der Bestände sowie den Standorten ab.
Ein Baum bildet alljährlich einen neuen Jahrring, der den wasser- und nährstoffleitenden lebenden Teil des Holzes (den Splint) erweitert. Gleichzeitig stirbt im Stamminneren der Splint kontinuierlich ab und bildet zusätzliches Kernholz. Die Menge an Kohlenstoff, die aus der Atmosphäre entnommen wird, entspricht aber nicht dem Zuwachs eines einzelnen Baumes, sondern dem Zuwachs aller Bäume auf einer Fläche, die sich aus vorherrschenden, mitherrschenden und unterdrückten Individuen zusammensetzen.
Die gleiche Bodenfläche kann entweder von vielen kleinen oder wenigen großen Bäumen besiedelt werden. Bei der Buche sind es mehr als 300.000 Sämlinge/ha in einer Naturverjüngung, die sich im Hochwald auf etwa 300 Stämme/ha im Alter von 120 Jahren reduzieren. Trotz aller Verbindungen zwischen den Bäumen über Wurzelverwachsungen oder über Mykorrhizapilze sterben schwächere Bäume kontinuierlich ab (der Prozess wird als Selbstausdünnung bezeichnet). Nur die höchsten und vitalsten Bäume überleben. Dabei steigt der lebende Anteil des Holzes in Wurzel und Splint im Verhältnis zur Blattmasse. Bei der Buche steigt die lebende Biomasse im Holz (Splintbiomasse) von ca. 40 t C splintholz ha–1 im Alter 30 auf ca. 140 t C splintholz / ha im Alter von 120 Jahren an, gleichzeitig sinkt die Blattmasse von ca. 2 t C / ha im 30jährigen Bestand auf ca. 1 t C / ha im 140jährigen Bestand.
Somit steigt das Verhältnis von atmenden Geweben zu photosyntheseleistenden Geweben ständig an, während der Zuwachs sinkt. Änderungen im Holzvorrat entsprechen dem Zuwachs minus aller Verluste durch Absterben oder Nutzung.

aus: Klimaschutz mit Wald (2021 / E.D. Schulze, J. Rock, F. Krojher, V. Egenolf, N. Wellbrock, R. Irslinger, A. Bolte, H. Spellmann)

Übrigens: Haben Sie gewußt …?

Wertvolles Eichen-Stammholz

  • dass für jedes Kilogramm Holz der Atmosphäre rund 2 kg CO2 entnommen und als Kohlenstoff in Holz zum Teil längerfristig gebunden werden?  
  • dass die Wälder der Erde 50 % des gesamten Kohlenstoffvorrates der terrestrischen Biosphäre speichern? Wald ist also ein riesiger natürlicher Kohlenstoffspeicher.
  • dass die globale Waldzerstörung für fast 20 % der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich ist?
  • dass nach jüngsten FAO-Angaben insgesamt 5,2 Mio. ha Waldverlust pro Jahr geschätzt werden?
  • dass in Deutschlands Wäldern rund 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in der ober- und unter-irdischen Biomasse gebunden sind?
  • dass durch den Einsatz von Holz in der stofflichen und energetischen Verwendung jährlich die Freisetzung von rund 80 Millionen Tonnen CO aus fossilen Brennstoffen vermieden wird?
  • dass in Deutschland rund 118 Millionen Tonnen CO2 in teilweise langlebigen Holzprodukten gespeichert sind?
  • dass rund 100.000 Beschäftigte in staatlichen, kommunalen und privaten Forstbetrieben einen Jahresumsatz von 5 Milliarden € erzielen und dass viele Leistungen der Forstwirtschaft für den Schutz der Naturgüter, für die Erholung und Gesundheit, die aber bislang kaum bewertet und meist nicht entlohnt werden, hinzu kommen?
  • dass in Deutschland der Arbeitsbereich Forst und Holz 1,2 Millionen Beschäftigte und 168 Milliarden € Umsatz (2009) verzeichnet?
  • dass mehr als 70 % der deutschen Wälder bisher nach den internationalen Standards PEFC oder FSC zertifiziert sind?
  • dass bereits heute rund zwei Drittel der deutschen Waldfläche mindestens einer Schutzgebietskategorie nach Bundesnaturschutzgesetz, den Landeswaldgesetzen, der europäischen FFH-Richtlinie oder der Vogelschutz-Richtlinie (Natura 2000) zugeordnet sind?
  • dass zwischen den Waldinventuren I (1987) und II (2002) der Holzvorrat um 700 Millionen Kubikmeter von 2,7 auf 3,4 Milliarden Kubikmeter gestiegen ist und dass im Zeitraum 2002 bis 2008 der Zuwachs mit 11,1 Vorratsfestmetern je Hektar und Jahr deutlich über den bislang geschätzten Werten liegt?
  • dass zwischen 2002 bis 2008 10 % mehr Holz zugewachsen als ausgeschieden ist, d.h. dass nur 90 % des Zuwachses wurden genutzt wurden?

(Quelle: Waldstrategie Bundesrepublik Deutschland 2020)

  • dass unsere Wälder jährlich Pro Hektar bis zu 50 Tonnen Ruß und Staub aus der Atmosphäre filtern .
  • dass die Filterwirkung von Wäldern von der von der Blattoberfläche abhängig ist.
    Ein ein Hektar (10.000 m2) Fichtenwald kann 420 kg Schmutzpartikel ausfiltern; ein im Winter kahler Buchenwald gleicher Größe jedoch nur 240 kg Schmutzpartikel. Gase können hauptsächlich dann aufgenommen werden, wenn die Baumkronen feucht sind und sich die Gase im Regenwasser lösen können.
     
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