Waldfunktionen

"Wald ist mehr
als die Summe seiner Bäume."

Diese alte Weisheit fasst Multifunktionalität - also die Eigenschaft, viele Funktionen auf einmal zu erfüllen - in einem Satz zusammen.


 

Welche Funktionen erfüllt der Wald für uns Menschen, aber auch für Pflanzen und Tiere?

 

 

Wald ist Lebensraum für tausende von Tier- und Pflanzenarten, ist also Garant für eine unglaubliche Lebensvielfalt (Bio-Diversität).  Und: Wald wird von Menschen seit Jahrtausenden in vielfältigster Weise genutzt.

 

 [© Foto: Dr. G. Strobel]
[© Foto: Dr. G. Strobel]

Wald

  • produziert Sauerstoff und sorgt für einen Frischluftausgleich für menschliche Siedlungen.
  • schützt Menschen vor Immissionen, vor Lärm- und Geruchsbelästigung.
  • Wald filtert Schadstoffe aus der Luft.
  • Waldböden filtern das Wasser so gut wie es in Siedlungsgebieten oder auf landwirtschaftlichen Böden kaum möglich ist. Wälder sind die größten und effektivsten Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen.
  • Wasserspeicher: Wälder sind die größten Süßwasserspeicher der Welt.
    Drei Viertel des weltweit verfügbaren Wassers kommen aus Waldquellen (Quelle: FAO 2018)
  • beugt Hochwasser vor, indem er Regenwasser zurückhält und dosiert über Quellen abgibt.
  • schützt den Boden vor Erosion und Verarmung.
  • hält den Stoffkreislauf durch die Produktion von Humus in Gang.
  • bindet Kohlendioxid und wirkt so dem Treibhaus-Effekt entgegen.
  • schützt das Klima - das lokale Klima vor Ort genauso wie das Weltklima!
  • schützt vor Wind und Sturm.
  • ist Erholungsraum für Menschen - und das auf viele verschiedene Weisen.
  • ist Landschaft! Er prägt das Landschaftsbild wie keine andere Landnutzungsform positiv.

Multifunktionale Waldwirtschaft

Multifunktionale Waldwirtschaft bedeutet, alle vor Ort wichtigen Waldfunktionen bei der Waldpflege im Blick zu haben. Alle berechtigten Interessen am Wald und seinen Waldfunktionen sollen in einer integrierenden und naturnahen Waldbewirtschaftung Berücksichtigung finden. Sie bedeutet auch, dass es grundsätzlich keine Trennung zwischen reinen Wirtschaftswäldern und reinen Schutzwäldern gibt, wie dies in anderen Ländern häufig der Fall ist.

Waldfunktionen - © Dr. Gerhard Strobel

Waldfunktionen-Puzzle
©Grafik: Dr. G. Strobel


Konkurrierende Waldfunktionen

Manche Waldfunktionen lassen sich bei der Waldbewirtschaftung problemlos "unter einen Hut" bekommen. So stellen unterschiedlichen Schutzfunktionen selten verschiedene Anforderungen an die Bewirtschaftung.

Beispiele:

  • Die Nutzfunktion kann mit der Lebensraum-Funktion konkurrieren. Davon zeugen mancherorts (noch) Nadelholz-Reinbestände, die - ähnlich landwirtschaftlichen Monostrukturen - zugunsten einer leichten Bewirtschaftbarkeit keine große biologische Vielfalt zulassen. Lösen lässt sich dieser Konflikt im Beispiel durch natürlich verjüngte, strukturreiche Mischbestände aus am Standort von Natur aus vorkommenden Baumarten.
  • Erholungsfunktion: Der moderne Mensch sieht den Wald vor allem als Raum seiner Freizeitaktivitäten und seines Bedürfnisses zur Erholung im Wald. Infrastruktureinrichtungen wie Hütten, Freizeitanlagen, Wanderpfade oder Mountainbike-Strecken sind andererseits, aus der Sicht des Naturschutzes, immer auch als Quell der Störungen und als Lebenraumzerschneidung wild lebender Tiere anzusehen. Im Rahmen der Waldbewirtschaftung wird hier darauf geachtet, sensible Lebensräume nicht mit Erholungsinfrastruktur zu bedenken.
    In sehr erholungsintensiven (Stadtrand-)Bereichen anderseits wird der Wald - zulasten der holzwirtschaftlichen und der Naturschutz-Funktion - so bewirtschaftet, dass der Erlebniswert maximiert wird, etwa durch Park-artige Bewirtschaftung, durch Pflanzen attraktiver Bäume und Büsche oder durch urige urwald-ähnliche Strukturen.

Naturnahe Waldwirtschaft als Optimierungsprozeß zwischen dem „Laisser faire“ der Natur und den Interessen und Zwängen von Waldeigentümer und Gesellschaft:

Quelle: Dr. G. Strobel, Allgemeine Forstzeitschrift 24/1997
Quelle: Dr. G. Strobel, Allgemeine Forstzeitschrift 24/1997

Sind die Waagschalen im Gleichgewicht, ist einerseits den natürlichen und sozialen Erfordernissen Genüge getan, die forstliche Eingriffe notwendig machen

Beispiele:

  • Waldfunktion Holzproduktion: Holzernte
  • Waldfunktion Biodiversität Beseitigung standorts-widriger Sukzession
  • Waldfunktion Erholung: z.B. parkartige Bewirtschaftung
  • Waldfunktion Naturschutz: Eingriffe zur Erhaltung von seltenen Pflanzen
  • Gesetze:  Nachbarschaftsrecht

Andererseits wird nicht mehr als unbedingt notwendig in die Waldentwicklung eingegriffen. Wird die Erfordernis dieser Optimierung nicht erkannt, ist die Waldbewirtschaftung entweder unökonomisch (Zeiger nach links) oder berechtigte Ansprüche von Waldbesitzer und Gesellschaft werden nicht genügend berücksichtigt (Zeiger nach rechts).

 

Informationsgrundlage Waldfunktionen

Informationsquelle für die örtlich wichtigen Waldfunktionen ist in Baden-Württemberg die Waldfunktionenkartierung. Sie gibt auf einer Karte diejenigen Waldfunktionen an, die zu berücksichtigen sind. Bei konkurrierenden Waldfunktionen werden die am konkreten Ort Wichtigsten herausgestellt.

Weitere Infos zu den Informationsgrundlagen der Waldbewirtschaftung finden Sie auf der Seite Waldwirtschaft.