Wald ist Ursprünglichkeit.
Und ursprünglich kam der Mensch aus dem Wald.
Vielleicht kommt daher die große Verbundenheit des Menschen, insbesondere der Deutschen, zu ihrem Wald.
Andererseits hat sich der moderne Mensch noch nie in seiner Geschichte so weit von seinen Ursprüngen entfernt.
In seinem "Ersatz-Biotop Stadt" führt der Mensch ein von Technik, Mobilität und Digitalisierung geprägten modernen, aber auch stressreichen und hektischen Lebensstil. Lärm und die Verschmutzung unserer Lebensgrundlagen Luft und Wasser sind Begleiterscheinungen. In Verbindung mit Bewegungsarmut und eine naturferner Ernährung führt dies zu Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Streß und Depressionen, etwa Burn-Out.
Die Waldesstille macht aus jedem
einen ganz anderen Menschen.
Robert M. Pirsig
Eine 2019 in englischer Sprache veröffentlichte Studie "Menschliche Gesundheit und Nachhaltige Forstwirtschaft" hat zum Ziel, den gegenwärtigen Wissensstand zu den Gesundheitswirkungen des Waldes zusammenfassend darzustellen.
Deshalb kann es kaum verwundern, wenn die Rückbesinnung auf die Wurzeln der Menschheit diesen Zivilisationskrankheiten entgegenwirkt. Denn all das, was der Mensch in seinem Innersten in seinem Kunstbiotop vermisst, findet er draußen in der Natur, im Wald:
Ruhe, Stille, reine Luft, Bewegungsmöglichkeiten, Naturerfahrungen und Begegnungen mit Bäumen, Stäuchern, Kräutern, Pilzen und Tieren.
Mit der nötigen Muße kann so jeder Waldbesuch zu einem kleinen Erlebnis werden.
Dass der Wald so viele positive Auswirkungen auf den Menschen hat, liegt objektiv an seiner Fähigkeit, Luft und Wasser zu reinigen, Staub und Lärm zu filtern und ausgleichend auf das Klima zu wirken (siehe Waldfunktionen). Darüber hinaus ist der Wald, zumal der naturnah bewirtschaftete Wald, ein Reservoir an Pflanzen, die als traditionelle Arzneimittel und als Rohstoffe für die pharmazeutische Industrie dienen können.
Was Förster seit langem als "Erholungsfunktion" des Waldes beschrieben hatten, erobert seit einigen Jahren in seiner Variante "Waldbaden" die Welt.
Er hört sich zunächst einmal nach Entspannung an. Und darum geht es auch: Waldfreunde und -genießer erleben es regelmäßig im Wald, dass frische Waldluft und "durchatmen" lässt. Die Stille, aber auch das Vogelgezwitscher wirkt beruhigend auf unsere im Alltag doch allzuoft gestressten Nerven. Wer sich im Wald aufhält, bewegt sich meist, und das ist fraglos gesund. Und wer den Wald so auf sich wirken lässt, kann die Gedanken schweifen und die Seele baumeln lassen.
Der aus dem Japanischen kommende Begriff "Shinrin-yoku" bedeutet folgerichtig auch das "Baden in Waldluft". Neu daran ist, dass japanische Wissenschaftler mit nachprüfbaren Methoden untersuchen, warum uns und unserer Gesundheit der Wald so gut tut.
1982 empfahl die japanische Forstverwaltung "Waldbaden" in einen guten Lebensstil einzubinden. Seither ist es zu einer anerkannten Methode zur Entspannung und Stressbewältigung in Japan geworden.
Die Ergebnisse von japanischen Studien belegten, dass Waldbaden die Vitalität steigert und die Kennwerte für Angst, Depression und Wut vermindert. Regelmäßiges Waldbaden kann das Risiko psychosozialer Stress-Krankheiten vermindern. Nachgewiesen wurde in den Studien auch, dass der Aufenthalt im Wald die Bildung von so genannten Killerzellen fördert. Diese sind den Studien zufolge lange über den Waldaufenthalt aktiv und bekämpfen nicht nur körperfremde Keime, sondern auch körpereigene Krebszellen.
Waldmedizin ist in Japan eine anerkannte wissenschaftliche Disziplin, die an Universitäten und Hochschulen erforscht und gelehrt wird. Das Waldbaden ist sowohl in Japan als auch in den USA eine von den staatlichen Behörden anerkannte Therapie.
In unserem Jahresprogramm machten wir als erster Waldschutzverein 2018 "Waldbaden - Wald &
Gesundheit" zum Thema. (siehe >>> Jahresprogramm)
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