Mit einem Bewaldungsprozent von 38,4% der Landesfläche - entsprechend 1,37 Mio. ha - ist Baden-Württemberg nach Bayern das waldreichste Bundesland. Der größte Anteil der Baden-Württembergischen Wälder mit 40% befinden sich im Besitz von Körperschaften (vor allem Städte und Gemeinden), 36% sind in privater Hand und 24% gehören dem Land Baden-Württemberg.
Im Durchschnitt verfügt jede der 1102 Gemeinden des Landes über rund 500 Hektar Wald. Den zweitgrößten Anteil besitzen rund 238.500 private Waldeigentümer (Quelle: Forstkammer), die sich zur ökonomischeren Bewirtschaftung ihrer Wälder zumeist in forstlichen Zusammenschlüssen (FBG) organisieren. Der größte Waldbesitzer ist das Land Baden-Württemberg mit 329.200 Hektar.
[Anmerkung: in den Jahren 1987, 2002 und 2012 wurden bei drei Bundeswaldinventuren erstmals sämtliche Wälder in Deutschland systematisch über Stichprobenverfahren zum selben Zeitpunkt aufgenommen. Die Aussagen beziehen sich auf die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur.]
Baden-Württemberg von den Wuchsbedingungen her keine einheitliche Landschaft. Die Wuchsbedingungen sind aufgrund unterschiedlicher Geologie, Geländeform (Mittelgebirge, Ebenen) und Klima in sieben Naturräume, die so genannten Wuchsgebiete, eingeteilt, die sich vom Rheinknie bei Basen im Südwesten nach Nordosten, ähnlich der Finger einer Hand auseinanderspreizen:
Kleinräumig sind die Wuchsgebiet in Wuchsbezirke untergliedert. Lokal werden mit den Standortseinheiten Waldflächen mit ähnlichen waldbaulichen Chancen und Risiken ausgeschieden, die z.B. als Grundlage für die forstliche Planung dienen.
Die Baumarten-Zusammensetzung des Waldes hat sich zugunsten der Laubbäume entwickelt. Ihr Anteil an der Landeswaldfläche hat um 7% zugenommen. Wichtigste Laubbaumart ist die Buche mit einem landesweiten Anteil von 22% sowie die Gruppe der Hartlaubhölzer Esche, Ahorn, Hainbuche, welche zusammen 12% der Waldfläche einnehmen. Die Eichenarten haben ihren Anteil bei 8% leicht verbessern können.
Mit 34% Flächenanteil ist die Fichte zwar nach wie vor die häufigste und wirtschaftlich bedeutendste Baumart, sie hat allerdings deutlich an Fläche verloren (um ca. 23% im Vergleich zu 1997). Ursache hierfür sind die Stürme von 1999 und deren Folgeschäden (Borkenkäfer), aber auch gezielte waldbauliche Maßnahmen mit dem Ziel, Fichten auf ungeeigneten Standorten durch andere Baumarten, vor allem Laubbäume, zu ersetzen.
Außer der Fichte ist auch die Kiefer von einem Rückgang ihrer Fläche betroffen. Landesweit sank ihr Anteil von 8,2 auf 5,9%. Der Anteil der Tanne als prägender Baumart des Bergmischwalds und als Charakterbaumart des Schwarzwalds konnte bei 8% gehalten werden.
Die Entwicklung der Baumartenanteile ist in allen Waldeigentumsarten gleichgerichtet, allerdings in unterschiedlicher Intensität. Die Fichte ist nach wie vor die prägende Baumart des Privatwalds, wo ihr Anteil von 53% auf 44% abgenommen hat, während sie im Körperschaftswald nur noch 26 % Anteil erreicht (1987: 36%). Im Körperschaftswald nehmen 2012 die Laubbäume 54% der Waldfläche ein (1987: 42%)
Als Holzvorrat beschreibt der Förster das Holzvolumen der Bäume im Waldbestand. Der Gesamtvorrat in den Wäldern des Landes erreichte 2012 den Wert von rund 499 Millionen Vorrats-Festmeter (=Kubikmeter mit Rinde). Dies entspricht einem durchschnittlichen Hektarvorrat von 377 einschließlich Nebenbestand. Die Holzvorräte sind landesweit trotz erheblicher Verluste durch die Sturmkatastrophen von 1990 und 1999 von 352 auf 377 Vorratsfestmetern angestiegen.
Die Periode 1987 bis 2002 ist von den Sturmkatastrophen 1990 und 1999 geprägt. Insbesondere der Sturm vom Dezember 1999 hat in den Wäldern Baden-Württembergs zu bisher nie gekannten Schadholzanfälle geführt. Die durch Orkan "Lothar" 1999 verursachten Vorratsverluste lassen sich anhand der Inventur auf 46, 4 Mio. Vorratsfestmeter beziffern. Diese Schadholzmenge macht etwa 19% des gesamten in der Periode 1987 bis 2002 ausgeschiedenen Vorrats aus. Rund 29 Millionen Vorratsfestmeter (= 62 %) entfallen allein auf die Fichte.
Der Holzzuwachs in Baden-Württemberg liegt auf einem hohen Niveau über alle Baumarten bei 12,3 m³ Vfm/ha/a (einschließlich Nebenbestand). Dieser Wert ist ein bundesweiter Spitzenwert.
Die Mischbestände haben deutlich an Fläche gewonnen. Im Jahr 2004 machen gut zwei Drittel des Waldes Mischbestände mit mindestens drei Baumarten aus. Dementsprechend ist der Anteil der Reinbestände um 21% zurückgegangen. Insbesondere Fichten- und Kiefernreinbestände haben an Fläche verloren. Die Stufigkeit des Waldes hat von 1987 bis 2002 ebenfalls zugenommen.
Auch die Waldverjüngung zeigt ein positives Bild: auf 28% der Waldfläche kommen junge Bäume vor und bilden einen nennenswerten Verjüngungsvorrat. Rund 80% dieser jungen Waldgeneration wächst noch unter dem Schirm der älteren Bäume. Der Anteil der Naturverjüngung liegt bei 87%. Die junge Waldgeneration besteht zu 65% aus Laubbäumen.
Stehendes und liegendes TotholzNaturnaher Waldbau zeichnet sich unter anderem auch dadurch aus, dass ein Anteil der Bäume im Bestand sterben dürfen, um einer Vielzahl von Tieren, Pflanzen und Pilzen, die an oder im toten Holz leben, eine Lebensgrundlage zu bieten.
Der durchschnittliche Totholzvorrat je Hektar für den Gesamtwald in Baden-Württemberg beträgt 28,8 Kubikmeter je Hektar, während bisherige Schätzungen von Totholzvorräten deutlich unter 10 Kubikmeter je Hektar im Wirtschaftswald ausgehen. Die Schätzungen der Bundeswaldinventur liegen fast dreimal so hoch.
Quellen: FVA Ba-Wü: Auswertung Bundeswaldinventur, Forst-BW
©Grafiken: Dr. G. Strobel