Ein Betriebsbesuch bei der Firma
Als Kooperationsveranstaltung boten die beiden Kreisverbände Rems-Murr und Schwäbisch Hall der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in ihren Jahresprogrammen die Betriebsbesichtigung bei der Firma Hammer Holzbautechnik in Fichtenberg an, einem der führenden Holz-Abbund-Unternehmen der Region.
Stellen Sie sich vor, Sie wären Zimmermann und sollten ein ziemlich verwinkelt gebautes Haus um ein Stockwerk aufstocken. Dann müssen Sie dieses Haus zuerst einmal genauestens vermessen, um daraus die Statik und das benötigte Material berechnen zu können.
Würden Sie dazu einen Meterstab nehmen? Oder würden Sie das lieber mit einem herkömmlichen optischen Vermessungsgerät tun?
Seit 2020 tut die Firma Hammer Holzbautechnik dies mit neuester Technik, einem hochmodernen 3D-Laserscanner! Dieser ziemlich teure Apparat wird auf der Baustelle rund um und auch im Bauwerk aufgestellt und vermisst dann jede erdenkliche Ecke und jeden Winkel mit einer unübertroffenen Präzision. Patrick Heizmann (Projektleiter Arbeitsvorbereitung): "Daraus wird danach am Computer ein 3-D-Modell berechnet, dem sich dann vom Architekten, Kostrukteuren, Planern und Statikern jederzeit alle benötigten Maße entnehmen lassen."
"Dadurch werden wir arbeitstechnisch sehr flexibel," erklärt Geschäftsführer Michael Bühler. Ein großer Teil der planerischen Arbeit können unsere Statiker und Planer auch im Home-Office erledigen, einer sehr familienfreundlichen Arbeitsweise. "Dies entspricht unserer Mitarbeiter-orientierten Firmenphilosophie."
Stehen die Mitarbeiter an erster Stelle (Beispiel: Werkshallen mit Fußbodenheizung), so folgen die Firmenkunden unmittelbar als nächstes: Zimmereibetriebe, für die sich das Unternehmen als Dienstleister versteht. Nicht umsonst wurde das Unternehmen 2004 durch das Wirtschaftsministerium zum "Dienstleister des Jahres 2004" in der Kategorie „Vorbildliche Kundenorientierung“ gekürt. 2008 folgte die Auszeichnung zum "5-Sterne-Betrieb", einer seltenen Auszeichnung im Zimmerer-Handwerk. Das Geheimnis dahinter ist die Fähigkeit "vom Kunden her" zu denken. Neben der hohen Qualität der Produkte gehören viele scheinbar kleine, aber äußerst hilfreiche Nützlichkeiten beim Kunden-Service dazu: eine klare Beschriftung der Pakete, bereits fertig montierte Dampfsperren bei den Elementen, die mit Mauerwerk Kontakt haben, eine ebenso einfache wie überzeugende Lösung zur schnellen und passgenauen LKW-Entladung für den Kunden, wasserfeste Baustellenpläne, die Komplettlieferung des Montage- und Unterlegematerials, die Lieferung erforderlicher Stahlbauteile bis hin zum "Richtfest-Komplettservice". Außerdem bietet Hammer Holzbautechnik spezielle Schulungen für Ihre Kunden an.
Ein drittes aber nicht weniger hervorstechendes Merkmal des Unternehmens ist seine große Innovationsbereitschaft: "Praktisch laufend investiert Hammer Abbund in die neuesten Technologien, sodass wir heute zum Beispiel mit vier der modernsten Abbundanlagen im Dreischichtbetrieb arbeiten." so Bühler.
Michael Bühler muss es wissen, denn er ist in der Firma, die 1991 von Manfred Hammer als reine Abbundfirma gegründet wurde, praktisch von Beginn an dabei. "Schon damals gehörte "Hammer Abbund" zu den Pionieren dieser Branche," berichtet er aus dem Nähkästchen, "2011 waren wir der erste Betrieb mit einer bautechnischen Zulassung für den "Schwalbenschwanz", einer raffinierten Technik, zwei Balken ganz ohne Nägel und Schrauben miteinander fest zu verbinden. Heute produziert "Hammer Abbund", eine der Marken von "Hammer Holztechnologie", knapp eine Million Laufmeter Abbund pro Jahr, was etwa 15.000 bis 20.000 Kubikmetern oder einer Fläche von 50.000 Quadratmetern (etwa der fünffachen Gesamtfläche der Messe Stuttgart) entspricht.
Im Laufe der Jahre expandierte das Unternehmen, sowohl räumlich mit einem weiteren Stützpunkt in Heidland-Königshofen in Thüringen als auch zwei separaten Planungsbüros in Ulm und in Schleitz / Thüringen.
Der Abbund ist das maßgerechte Anreißen, Bearbeiten, Zusammenpassen und Kennzeichnen von Schnitt- und Rundholz für Tragwerke, Bauteile und Einbauteile im Zimmerhandwerk. Man unterscheidet den traditionellen, den zeichnerischen, den rechnerischen und den computergestützten Abbund. Alle Verfahren bauen aufeinander auf und werden in der Praxis oft kombiniert. Das Ausarbeiten der Hölzer erfolgt mit Zimmererwerkzeug, großen Handmaschinen, stationären Zimmereimaschinen oder CNC-gesteuerten Abbundstraßen, meist auf einem Abbundplatz oder einer Abbundhalle der Zimmerei, es kann aber auch vor Ort auf der Baustelle erfolgen.
Quelle: Wikipedia)
Bis heute wurden unter dem Dach "Hammer Holzbautechnik" die zusätzlichen Geschäftszweige Ingenieursleistungen, Holzelemente und Wintergärten etabliert.
Szenenwechsel - Besichtigungsrundgang durch die Produktionshallen:
Wer eine Art vorgeschaltetes Sägewerk erwartet hatte, wird durch Michael Bühler überrascht: "Wir kaufen unser Rohmaterial genau nach der benötigten Liste des Kunden. Dadurch können wir unser Restholz, das beim Fräsen in der Abbundanlage anfällt, auf eine Minimum reduzieren." Früher sei dies eine beabsichtigte Win-Win-Situation mit dem genau gegenüberliegenden Holzwerk Fichtenberg gewesen, von dem man die Rohware direkt "über den Hof" beziehen konnte. Nachdem dieses aber 2003 einem Großbrand zum Opfer fiel, fand man im Sägewerk Kolb in Ruppertshofen einen neuen, allerdings weiter weg gelegenen Lieferanten.
In der Abbundhalle sind manche überrascht, mit wie wenig Personal die Abbundstraßen betrieben werden. "Die Daten werden direkt von unseren Planern in die Abbundanlage eingespeist und brauchen hier nur von einem Spezialisten überwacht und kontrolliert werden. " Der gesamte Abbund-Vorgang aus Fräsen, Bohren, Ablängen erfolgt praktisch vollautomatisch und vergleichsweise geräuscharm in einem gelben"Glastunnel".
Im "fliegenden Wechsel" tauschen die beiden Besucherhälften. Prokurist Gerd Krauß stellt den Firmenteil "Hammer Holzelemente" vor: Hier werden die "Abbund-Produkte" einer weiteren Wertschöpfung zugeführt, indem ganze Wände oder Dachhälften im Werk vorgefertigt werden.
"Vom Holzwandrahmen, und auf Kundenwunsch mit sämtlichen Aussparungen für die Elektrik und Sanitärinstallationen, über die Dämmung und die Außenverschalung bis hin zur Fenstermontage wird hier alles so vorgefertigt, dass der Aufbau des Hauses auf der Baustelle in kürzester Zeit erfolgen kann," erklärt Gerd Kraus. Dies ist einer der klaren Vorteile der Holzbauweise gegenüber anderen Bauarten, denn das Haus muss nicht draußen bei "Wind und Wetter" aufgebaut werden, sondern kann unter besten Arbeitsbedingungen und deshalb mit hoher Präzision vorgefertigt werden. Als biologischer Dämmstoff werden Holz-Weichfaserplatten verwendet. Manche reagierten überrascht, als Krauß erklärt, dass diese Holzfaserplatten mühelos die Feuerwiderstandsklasse F30 (feuerhemmend) erfüllten; in enger Bebauungslage sei sogar bis zu F90 (feuerbeständig) erforderlich und möglich. Auf der Baustelle werden die vorgefertigten Wände nur noch montiert, später verputzt und gestrichen, und die Wand ist fertig.
Ähnlich praktisch für Mitarbeiter wie Kunden werden selbst ganze Dächer in der Montagehalle zu Elementen vorgefertigt, die vor Ort ebenfalls sehr rasch zum Dach montiert werden können, um unmittelbar mit Ziegel zu einem dichten, bestens gedämmten Dach veredelt zu werden.
Fertiggestellt werden die exakt nach Kundenwunsch gefertigten Holzelemente schließlich auf einen so genannten "Innenlader" geladen, der bis zu 3,70 Meter hohe Elemente transportieren kann. Und auch hier zeigt die Firma, dass sie nicht aufhört, aus Kundensicht mitzudenken: "Schon bei der Planung überlegen wir, welches Element der Kunde wann und wo benötigt, erstellen spezielle Ladepläne und laden die Bauteile in zweckmäßiger Reihenfolge." Mit dieser intelligenten und platzsparenden Logistik kann auf der Baustelle eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Bei den beeindruckten Besucher/inne/n reift die Erkenntnis: "Diese Firma ist wirklich "der Hammer!"
Geschichte:
1991 Gründung Fa. Hammer Abbund
1992: Einführung Zweischichtbetrieb
1995: Produktionsbeginn in Königshofen / Thüringen
1998: Wandbau in Fichtenberg
2000: Hallenerweiterung in Fichtenberg
2003: Großbrand beim benachbarten Zulieferer "Holzwerk Fichtenberg"
2004: Kooperation mit Sägewerk Kolb / Ruppertshofen
Neue Lagerhalle
1. Preis „Vorbildliche Kundenorientierung“
2011: 1. Zertifizierter Betrieb: Schwalbenschwanzzapfen mit Zulassung
1. Betrieb mit Qualitätssiegel High Tech Abbund
2012: Neuer LKW in Königshofen
Digitalisierung des Aufmaßes
2016: Lackierungswerkstatt und Lagerzelt
2019: Kooperation mit Junginger Naturholzwerk
(ab 01.01.2019 zu 100% neuer Gesellschafter)
Daten:
Produktionsanlagen:
4 Abbundanlagen im Dreischichtbetrieb
Produktionsleistung:
1.000.000 lfm Abbund pro Jahr
50.000 qm Holzelemente pro Jahr
Mitarbeiter
* Fichtenberg 51 Mitarbeiter
davon 23 in der Produktion
und 28 im Büro
* Königshofen 19 Mitarbeiter
davon 16 in der Produktion
und 3 im Büro
Projekte z.B. in
Italien, Trinidad, Köln,
Berlin, Gelsenkirchen