Großsägewerk schätzt Holz aus der Region

Zweite SDW-Besichtigung der Firma KLENK am Stammsitz in Oberrot

Hochattraktiv war der Blick hinter die Kulissen: Bereits zum 2. Mal bot die SDW-Rems-Murr eine Besichtigung  des Holzeinschnitt-Unternehmens an. Besonders  beeindruckte die straffe Organisation und die hohen Einschnittgeschwindigkeiten.

Christian Grau erklärt die Holzanlieferung
Christian Grau erklärt die Holzanlieferung

Es war wahrlich nicht leicht an diesem Freitag-Nachmittag, einen ruhigen Ort für einführende Erklärungen zu finden. Pausenlos fuhren Langholz-LKWs ins Sägewerk in Oberrot und andere verließen in gleichem Takt das Werksgelände, vollbeladen mit Schnittholz für Baumärkte und Tischlereien.

"Dabei ist die echte "Rush-Hour" bei uns zwischen sechs und neun Uhr in der Frühe", so Christian Grau, der Leiter des Rundholzeinkaufs. Insgesamt fahren täglich 125 LKWs zum und vom Werk und liefern im Schnitt 3.400 Kubikmeter Holz. "Am liebsten kaufen wir in der Region in und um den Schwäbischen Wald. Die Einsparung an Frachtkosten können wir hier an die Waldbesitzer in Form von guten Holzpreisen weitergeben," so Grau. Da die von hier gelieferten Holzmengen aber kaum reichen, wird auch in ganz Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Südthüringen eingekauft. "Nur wenn es nicht anders geht, kauft KLENK auch im weit entfernten Skandinavien und im Baltikum." 99 Prozent des Holzes kommt über die Straße, 1 Prozent per Bahn, dann aber gleich in Größenordnungen von 20 Waggons. Sehr gerne hätte die Firma einen eigenen Gleisanschluss, zumal die LKWs gut eine Stunde alleine von und bis zur nächsten Autobahn fahren müssen. Der Bahnanschluss konnte bisher nicht realisiert werden.

Gruppenbild mit 75-Tonnen-Greifbagger
Gruppenbild mit 75-Tonnen-Greifbagger

Eigentlich sei Klenk, seit einigen Jahren nicht mehr im Familienbesitz, sondern Eigentum US-amerikanischen Konzerns Carlyle-Group, ein klassischer Kurzholz-Säger, der Längen zwischen vier und fünf Metern bevorzugt. Es würde aber auch Langholz gekauft. Als Zwischenlager wird dafür ein Beregnungsplatz zur Konservierung des Holzes von alleine 20.000 Kubikmetern betrieben. Dazu kommt ein so genannte "Pufferboxen", in denen bis zu 1000 Kubikmeter Holz vorgehalten werden, damit die Maschinen möglichst ausgelastet werden können. Im Zwei-Schicht-Betrieb von 6.00 Uhr bis  22.00 Uhr fahre man, erklärt Herr Wolfrum, verantwortlich für die Organisation des Sägebetriebs.

Nach dem obligatorischen Gruppenfoto zwischen den riesigen Greifzangen des Greifbaggers, der sagenhafte 75 Tonnen wiegt und 25 Kubikmeter Holz auf einmal greifen kann, führte der Weg, vorbei an riesigen Bergen von Hackschnitzeln und Sägespänen, ins die Sägehallen.

Sonnenuntergang hinter den Hackschnitzel-Bergen
Sonnenuntergang hinter den Hackschnitzel-Bergen

In der Einteilstation, vollgepackt mit Überwachungsmonitoren und Elektronik, wird das Holz nach der Entrindung vollautomatisch auf Länge und Durchmesser vermessen. Die Entrindung sei vor allem deshalb erforderlich, da die im folgenden Prozess anfallenden Nebenprodukte Hackschnitzel und Sägemehl qualitativ hochwertig und daher rindenfrei sein müssen. Der Leiter dieser Station begutachtet  jeden Stamm auf Baumart und Qualität. Wurzelanläufe werden dort gleich weggefräst.

Ein sehr transparentes Verfahren sei diese Werkseingangsmessung, denn der Waldbesitzer kann über eine EDV-Zugang mit persönlichem Passwort jederzeit auf die Vermessungsdaten seines Holzes zugreifen.

Und schon war man bei dem Thema, das die Waldbesitzer unter den Teilnehmern natürlich brennend interessierte, den Preisen: Bestpreise für den idealen Stamm guter Qualität mit 25 bis 35 Zentimetern Durchmesser liege pro Kubikmeter bei der Fichte bei 90 Euro. Die Tanne liege etwa sechs bis acht Euro darunter. Die Douglasie könne momentan gar bis zu 95 Euro erlösen.

High-Tech über der Profilspaner-Produktionsstraße
High-Tech über der Profilspaner-Produktionsstraße

Bevor die Besucher zum Herzstück des Werks, der Profilspaneranlage kamen, lag die Werkstatt zur Schärfung der Sägeblätter auf dem Weg. Diese werden, im Idealfall nach einem Tag Laufzeit dort in einem Laugebad gründlich gereinigt und anschließend rasiermesserschaft auf einem Schärfautomaten geschärft.

In der Profilspaneranlage, wiederum mit viel High-Tech überwacht, werden in mehreren Durchgängen alle Rundungen des Stammes weggefräst zu Hackschnitzeln, die dann wieder als Rohstoff in der Spanplatten-Herstellung benötigt werden. Diese Profilspaner-Anlage muss man sich wie eine Holz-Autobahn vorstellen, auf der die Stämme mit bis zu 60 Metern pro Minute dahinrasen.

Der Stamm mit nun quadratischem Querschnitt wird, wiederum in mehrern Durchgängen durch Doppelwellen-Kreissägen zu Balken, Brettern und schmalen Leisten aufgesägt und über Sortierstraßen in verkaufsfertige Produkte aufgeteilt. Die beste Ware wird zusätzlich gehobelt, bevor sie dann "konfektioniert", also in das kundengerechte Produkt verwandelt, wird.

Versandbereite Brettstapel
Versandbereite Brettstapel

Zur Unternehmenspolitik verrät Christan Grau, dass auch der jetzige Eigentümer auf den Standort Oberrot setze und ihm an der Sicherung der hiesigen Arbeitsplätze gelegen sei. Dazu seien Investitionen in Millionenhöhe geplant, unter anderem soll ein neues "Sägewerk im Sägewerk" entstehen. Es sei aber auch kein Geheimnis, dass der amerikanische Geldgeber eine Amortisation dieser Investition in einem Zeitraum von drei bis vier Jahren erwarte.

 

Fast bis zur Hallendecke stapelten sich über zig Meter die Pakete mit Schnittholz, fertig zum Abtransport zu den Kunden in Nah und Fern.

Während der Produktionsbetrieb durchgetaktet "just in time" vor sich ging, war dies bei der Besuchergruppe nicht der Fall, denn es das Gesehen warf so viele Fragen auf, die die beiden Gästeführer geduldig beantworteten. So blieb dem SDW-Kreisvorsitzenden Dr. Gerhard Strobel zum Schluss, sich mit einem Glas echtem Waldhonig aus dem Schwäbischen Wald für drei spannende, informative und kurzweilige Stunden zu bedanken, was von den Teilnehmer mit großem Applaus unterstrichen wurde.