Wieder macht die Eiche das Rennen

Fast die Hälfte des diesjährigen Submissionsholzes sind Eichenstämme

Nachdem bei der so genannten "Göppinger Submission" am 2. März die Zuschläge erteilt worden waren, luden die 2021 gegründete Holzvermarktungsgemeinschaft Schwäbisch-Fränkischer Wald | Ostalb e.G., die Kreisforstverwaltung Rems-Murr und die  SDW Rems-Murr am 11. März zum Besichtigungstermin der Werthölzer ein.

 

Gut 30 Teilnehmer/innen interessierten sich für die Submissionsergebnisse
Gut 30 Teilnehmer/innen interessierten sich für die Submissionsergebnisse

Insgesamt wurden auf dem Submissionslagerplatz Eselshalde 835 Festmeter Holz angeboten (davon waren 405 Festmeter Eichenholz) und zu einem Gesamterlös von 398.742 Euro verkauft. Nahezu drei viertel dieses Gesamterlöses ging auf das Konto der Eiche.

"Wir haben es mit einem über die Jahre völlig veränderten Sortierungsverhalten zu tun", erklärt Frank Hofmann, Leiter der Holzverkaufsstelle des Rems-Murr-Kreises und Geschäftführer der neu gegründeten Holzvermarktungsgemeinschaft Schwäbisch-Fränkischer Wald / Ostalb e.G.. "Konnte man früher den Wert eines Stammes anhand der Baumart, der Stammlänge, dem Durchmesser und vor allem der Qualität gut einschätzen, so hängt der Wert der Edelhölzer heute vor allem von den individuellen  Verwendungsabsichten des Käufers ab."

Die "Braut", der nach dem Gesamterlös wertvollste Baum stammte aus der Gemeinde Korb am Fuß des Schwäbisch-Fränkischen Waldes. Sie brachte ihrem Besitzer bei 4,49 Festmetern Volumen 6.326, 41 Euro und ging an einen Fußboden-Hersteller, der daraus "Eichenböden aus einem Guß" macht mit Dielen, die nahtlos von einem Raumende zu anderen reichen. "Schloßdielen" nennt sie Frank Hofmann.

 

Frank Hofmann erklärt die Qualitätsmerkmale einer Eiche
Frank Hofmann erklärt die Qualitätsmerkmale einer Eiche

Als dritter Eichenmarkt etabliert sich der "Tisch-Eichen-Markt", auf dem starke Eichen gut bezahlt werden, um zu großen massiven Tischplatten verarbeitet zu werden.

Eine ähnliche Aufwärtsentwicklung der Preise wie bei der Eiche ist derzeit nur bei der Lärche zu erleben, die allerdings mengenmäßig nicht die wichtige Rolle bei dieser Submission spielt. So kratzte ein 1,41 Festmeter starker Stamm knapp an der 500-Euro-Marke pro Festmeter.

Eine andere Trendverwendung seit der Jahrtausendwende ist die Verwendung als Rohstoff für Eichenfässer. Hier gibt es eine sehr starke Nachfrage unserer französischen Nachbarn, die ihren Wein "Barrique" also in Eichenfässern ausbauen. "Hier kommt es nicht so sehr darauf an, ob der ganze Stamm makellos ist", so der Leiter der Holzverkaufsstelle, "es genügt, wenn aus dem Stamm möglichst viele geeignete Faßdaubenbohlen geschnitten werden können." So erklärt es sich, dass fast ein Drittel des Eichenholzes von Faßhersteller beboten und gekauft wurde, so etwa die zweitteuerste Eiche aus dem Alfdorfer Wald, die von einem Faßhersteller für 6.283,36 Euro erstanden werden konnte. Der HVG-Geschäftsführer unterstrich an diesem Beispiel, dass auch aus dem klimatisch etwas weniger eichenfreundlichen Schwäbischen Wald durchaus gutbezahlte Werteichen kommen.

Die "Braut", der teuerste Eichenstamm auf dem Submissionsplatz
Die "Braut", der teuerste Eichenstamm auf dem Submissionsplatz

Streifenförmige Quermuster im Holz - der Riegelahorn
Streifenförmige Quermuster im Holz - der Riegelahorn

Unter den Laubhölzern ließ ein 2,2 Festmeter-Bergahorn aufhorchen, der für 1.581 Euro je Festmeter einen Furnierkäufer fand. Nach dem Festmeterpreis schlug dieser Prachtstamm von "Riegelahorn" sogar die nach dem Gesamterlös wertvollste Eiche.

Seine Besonderheit ist eine Wachstumsanomaliem die Riegelung:  streifenförmige Quermuster, die von einem wellenförmigen Faserverlauf des Holzes herrühren. Riegelahorne gehören regelmäßig zu den teuersten Hölzern in Europa.

 Von den übrigen Edellaubhölzern ließ ein Nußbaum aufhorchen, der für fast 1.000 Euro pro Festmeter verkauft wurde. "Hier ist neben der Qualität die Länge ein wichtiges Kriterium. Stämme sollten mindestens 2,20 Meter messen, damit der Kunde daraus zum Beispiel eine Tür anfertigen kann.

Frank Hofmann zeigt eine schöne starke Douglasie mit einem entscheidenden Fehler: keine Astung (siehe Stammquerschnitt unten links)
Frank Hofmann zeigt eine schöne starke Douglasie mit einem entscheidenden Fehler: keine Astung (siehe Stammquerschnitt unten links)

Bei den Nadelhölzern beeindruckte das Angebot an starken Fichtenblöcken, die mit zum Schönsten zählten, was der Schwäbische Wald bei dieser Baumart zu bieten hat: So legte ein Käufer denn auch 553 Euro pro Festmeter für einen tadellosen 10-Meter-Block an. "Nicht selten konnten diesmal für solche Exemplare 400 bis 500 Euro erzielt werden", so der Leiter der Holzverkaufsstelle.

Das Aufkommen an Kiefern auf dieser Submission war mit um die 200 Festmetern eher dürftig. "Hier geht noch mehr; darum wollen wir in der nächsten Einschlagssaison in Berglen eine spezielle Kiefern-Submission veranstalten."

Überraschungen hielt das Verkaufsergebnis bei der Douglasie bereit: 81 Euro je Festmeter für dieüber drei Festmeter starke Douglasie Nr. 3724 haben sich für den Waldbesitzenden nicht gelohnt, wenn man die Beifuhrkosten auf den Wertholzplatz von rund 30,- Euro je Festmeter abzieht. Douglasienstamm Nr. 3717 hingegen erbrachte über 1.600 Euro bei über 4,5 Festmetern Volumen.

Woran liegt diese enorme Preisdifferenz?

"Ganz einfach", erklärt Frank Hofmann: "Starke Douglasien bringen starke Preise, wenn sie nachweislich geastet sind. Sonst lohnt es sich wirtschaftlich nicht, sie dick werden zu lassen." Denn im Unterschied zu anderen Baumarten verliert die Douglasie ihre Totäste nicht. Sie wachsen ins Holz ein und entwerten das Schnittholz.

Hintergrund-Informationen

Jedes Jahr zu Ende der Holzeinschlagssaison Ende Winter werden durch den Landesbetrieb Forst bei der so genannten "Göppinger Submission", an der die Landkreise Göppingen, Esslingen und seit 2006 der Rems-Murr-Kreis teilnehmen, die wertvollsten Eichen-/ Buntlaub- und Nadel-Werthölzer aus Staats-, Gemeinde- und Privatwäldern verkauft. Dazu werden die Wertholzstämme aus der ganzen Region auf zwei Plätzen in Oberberken und Urbach einer großen Kundschaft aus dem In- und Ausland präsentiert. Beim Eröffnungstermin wird der Zuschlag für einen Stamm oder ein Los an den Meistbietenden verkauft.

Zahlen und Fakten der Wertholz-Submission 2022 (Kommunal- und Privatwald)

  • Angebotsmenge: 835 Festmeter
  • Baumartenanteil Eiche 48%
  • Gesamterlös:  398.742 Euro
  • Durchschnittserlös:  478 Euro / Festmeter
  • Wertvollster Stamm: Eiche 1.409 Euro / Festmeter (=6.326 Euro gesamter Stamm)
    Durchschnitts-Preisentwicklung Eiche in Euro pro Festmeter: 488 (2016)  > 536 (2017)  > 514 (2018) > 723 (2022)
  • Wertvollste Esche:  362 Euro / Festmeter
  • Wertvollste Kirsche: 351 Euro / Festmeter
  • Wertvollster Nußbaum: 960 Euro / Festmeter
  • Wertvollste Lärche:  493 Euro / Festmeter
  • Wertvollste Douglasie:  348 Euro / Festmeter
  • Wertvollste Tanne:  428 Euro / Festmeter
  • Wertvollste Fichte:  553 Euro / Festmeter
  • Kosten für Beifuhr und Setzen der Stämme:
    25 - 30 Euro / Festmeter
  • Submission
    Eine Wertholz-Submission ist eine öffentliche Aufforderung an interessierte Käufer, schriftlich Angebote für die auf dem zentralen Wertholzplatz Urbach präsentierten Stämme abzugeben.
    Im Unterschied zur offenen und öffentlichen Angebotsabgabe (Versteigerung) werden bei der Submission für ein "Los" (ein oder mehrere Stämme)  von interessierten Holzeinkäufern schriftlich Gebote eingereicht, die dann zu einem bestimmten Stichtag gleichzeitig geöffnet werden (Eröffnungstermin). Der Bieter mit dem höchsten Gebot bekommt den Zuschlag.
  • Holzsortierung

    Nach dem Holzeinschlag  im Wald und vor dem Holzverkauf  "sortiert" der Waldbesitzer oder Förster die Stämme nach Holzart, Länge, Stammdurchmesser und objektiver Holzqualität .  Dies ist vor allem bei Massen-Sortimenten für den Holzkäufer eine wichtige Information , ob das Produkt für ihn von Interesse ist.

    Bei Werthölzern hingegen hängt der individuelle Wert des Holzes davon ab, was der Käufer daraus anfertigen möchte.
  • Festmeter / Raummeter: Im forstlichen Sprachgebrauch wird ein Kubikmeter Holz  als "Festmeter" bezeichnet
    (im Waldbestand: Vorratsfestmeter (mit Rinde) und verkaufsfertig eingeschlagen:  Erntefestmeter ohne Rinde und Holzernteverlust.  Der Umrechnungsfaktor hängt von der Baumart und seiner Rindendicke ab.)
    Im Unterschied dazu wird als Raummeter ein Kubikmeter geschichtetes (meist Brenn-)Holz incl. der Zwischenräume bezeichnet. Ein Raummeter entspricht 0,7 Festmetern.
  • Güteklassen: In Baden-Württemberg wird Stammholz in die Güteklassen A, B, C, und D eingeteilt, wobei A-Holz die Spitzenqualität ist. Ist das Holz darüberhinaus als Furnier tauglich, wird es als F (Furnier) oder TF (Teilfurnier) bezeichnet.  Furniere werden  zum Beispiel im Möbelbau verwendet. Aus Spitzenstämmen werden über Schäl- oder Messertechnik dünne Furniere geschnitten, die dann auf andere hölzerne Unterlagen geleimt werden, um diese zu veredeln.
  • Baumarten: Eine Übersicht über viele heimische Baumarten und ihre Eigenschaften finden sie hier.