Sie sind unübersehbar. Die beiden riesigen Eichen aus dem Gemeindewald Burgstetten sind die Sensation der Submission 2024, sowohl was ihr Volumen, als auch ihre Preise anbelangt.
Bürgermeisterin und Gemeinderat dürften die Finanzspritze im Stadtsäckel freuen.
In bewährter Weise bestritt das forstliche Duo Frank Hofmann (HVG) und Ulrich Müller (ForstBW) die Führung der rund 30 Teilnehmer/innen über den Wertholzplatz Eselshalde.
Einleitend ist zu erfahren, dass bei der Göppinger Submission durch ForstBW 427 Festmeter Holz (davon 85% Laubholz) zu einem Durchschnittserlös von 441 Euro je Festmeter bei der Submission verkauft werden könnten. Die kommunalen und privaten Waldbesitzer konnten über die Holzvermarktungsgemeinschaft insgesamt 469 Festmeter an den Käufer bringen zu einem Durchschnittserlös von 687 Euro je Festmeter. Angeboten wurden hier zu 96% Laubholz. Dass der Laubholzanteil in diesem Jahr so hoch war, lag vor allem daran, dass starkes Nadelholz 2024 Interessenten separat auf dezentralen Sammellagerplätzen angeboten und verkauft worden war. Der Gesamterlös der auf dem Wertholzplatz Eselshalde verkauften Hölzer lag bei 509.000 Euro. Insgesamt wurden bei der Göppinger Submission rund eine Million Euro erzielt. 2024 sei das Angebot jedenfalls auf großes Käuferinteresse gestoßen; so seien auch bis dato völlig unbekannte Käufer aufgetreten.
Dann wird das absolute Superlativ dieser Submission präsentiert: eine Eiche, die in drei Tranchen aufgeteilt wurde und deren Erdstammstück bereits mit 7,27 Festmeter Volumen imponiert, das zu 3.489 Euro je Festmeter verkauft wurde. "Dabei war die Eiche gar nicht einmal so alt wie man des bei einem solchen Monstrum vermuten könnte," erklärt Frank Hofmann. "Anderswo hätte sie viele hundert, auf extrem armen Standorten gar 1000 Jahre, alt sein können. Diese war aber schätzungweise gerade mal 200 Jahre alt." Sie wuchs im Gemeindewald Burgstetten und musste gefällt werden, da ein Sturm die Krone schwer beschädigt hatte. Die drei Stammteile zusammen erlösten sage und schreibe 33.141 Euro. Und da diese Super-Eiche auch noch von einer ähnlich wertvollen Kollegin "begleitet" wurde, kann sich die Gemeinde Burgstetten über rund 45.000 Euro für's Gemeindesäckel freuen.
Am Beispiel einer "Schloßeiche" (so genannt, weil ihr Holz dereinst zu edlen, sehr langen Fußbodendielen für solvente Endkunden gesägt werden) erläutern Müller und Hofmann, dass es durchaus auch Sinn machen könne, die Eiche nicht wie im obigen Fall nach Sortimenten in Blöcke zu sägen. Denn dem Käufer der Schloßeiche komme es darauf an, gute Qualitäten mit möglichst großer Länge zu bekommen. Da spiele es auch eine untergeordnete Rolle, wenn im Kronenbereich auch mal Astansätze dabei seien. Wichtig sei allerdings, dass die Äste alle gesund verwachsen seien.
Bei aller Euphorie vermuten die beiden Holzverkäufer Frank Hofmann und Ulrich Müller, dass der "Zenit der Eichenpreise" dennoch wohl erreicht sei. Wohl würden gute und sehr gute Sortimente auch in Zukunft gut verkäuflich sein. Spannend sei jedoch, was sich in der "Mittelschicht" der Qualitäten tue.
Hier plädiert Hofmann eindringlich für die Beteiligung an der Submission: Einerseits gebe es bei entsprechend großem Angebot eine Vielzahl an Interessenten und andererseits wisse bei der Submission ja keiner, was der andere biete. Dadurch komme es regelmäßig zu positiven Überraschungen für den Waldbesitzenden. "Zudem sind Auslandsverkäufe für Private wegen der aufwändigen Formalitäten eher schwierig, für die Holzvermarktungsgemeinschaft hingegen kein Problem", so Hofmann. Damit werde der Käuferkreis noch einmal größer als beim freihändigen Verkauf.
Sorge bereiten den Holzverkäufern der Eiche besonders das vermehrte Auftreten des Eichenkernkäfers, eines Holzbrüters, der bevorzugt die Eiche befällt, aber auch andere Laubhölzer wie Buche, Ulme, Esche, Walnuss oder Esskastanie nicht verschmäht. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden Württemberg vermutet, dass "für die Besiedlung stehender Stämme, auch solche mit noch befriedigender Belaubung, eine deutliche Vorschädigung z.B. durch Trockenstress, Wurzelpilze (z.B. Hallimasch) oder ein Befall durch rinden-brütende Insekten (z.B. Prachtkäferarten) Voraussetzung" sei. Der Käfer ernährt sich nicht vom Holz, sondern von eingeschleppten Ambrosia-Pilzen, die in den Bohrgängen gezüchtet werden. Hierdurch finden sich an den Rändern älterer Bohrgänge schwarze Verfärbungen.
Da Holzeinkäufer das Überspringen des Kernkäfer-Befalls auf gesunde Hölzer auf ihren Lagerplätzen befürchten, ist kernkäferbefallenes Holz heutzutage praktisch nicht verkäuflich.
Hauptursachen für fehlende Gebote seien bei Eiche neben Kernkäferbefall zu geringe Dimensionen. Drehwuchs hingegen könne zwar für Säger und Faßkunden problematisch sein, für Furnierkäufer spiele dieser eine untergeordete Rolle. Für Tischplatten-Käufer sei die Dimension das wichtigste Kriterium, weniger die Astigkeit. "Die wollen solche 'fetten Klötze' ".
Angesichts der Dominanz der Eiche seit vielen Jahren, rangierten die übrigen Laubhölzer eher unter "ferner liefen". Aufmerksamkeit erregte eine Walnuss mit Wurzeln, die für 230 Euro verkauft wurde und ein Birnbaum, der mit 1,1 Festmetern für 700 Euro "über den Ladentisch" ging. Unter den Laubhölzern werde die Robinie mit um die 300 Euro diese Jahr gut bezahlt. Wegen der Witterungsbeständigkeit ihres Holzes sei sie bei Verwendungen im Außenbereich geschätzt.
Insgesamt ist der Markt beim übrigen Laubholz momentan undurchsichtig. Beispielsweise wurden Weißbuche, Roterle und Linden überhaupt nicht beboten. In früheren Jahren gesuchte Kirsche fand in B-Qualität und bei 1,24 Festmetern gerade einmal für 189 Euro je Festmeter einen Käufer.
Wertvolle Hölzer können durch eine Beschichtung des Stammfußes gegen rasche Austrocknung und Rißbildung geschützt werden. Während der Besichtigung des Wertholz-Lagerplatzes Eselshalde war gerade die Firma Georg Matreux zugange. Der Firmeninhaber erklärte, dass sie deutschlandweit und im europäischen Ausland von Wertholzkunden beauftragt werden, deren soeben erworbenen Stämme mit einem Schutz aus reinem Paraffin zu versehen. Dazu wird der Stamm unten zunächst mit Heißluft getrocknet. Anschließend wird das erhitzte Paraffin mit einem Pinsel aufgetragen und schützt den Stamm wie die Käserinde den Käse.
werden in Kürze hier eingestellt
Jedes Jahr zu Ende der Holzeinschlagssaison Ende Winter werden durch ForstBW in Kooperaton mit der Holzvermarktungsgemeinschaft bei der so genannten "Göppinger Submission", an der die Landkreise Göppingen, Esslingen und seit 2006 der Rems-Murr-Kreis teilnehmen, die wertvollsten Eichen-/ Buntlaub- und Nadel-Werthölzer aus Staats-, Gemeinde- und Privatwäldern verkauft.
Dazu werden die Wertholzstämme aus der ganzen Region auf zwei Plätzen in Oberberken und Urbach einer großen Kundschaft aus dem In- und Ausland präsentiert. Beim Eröffnungstermin wird der Zuschlag für einen Stamm oder ein Los an den Meistbietenden verkauft.
Holzsortierung
Nach dem Holzeinschlag im Wald und vor dem Holzverkauf "sortiert" der Waldbesitzer oder Förster die Stämme nach Holzart, Länge, Stammdurchmesser und objektiver Holzqualität . Dies ist vor allem bei Massen-Sortimenten für den Holzkäufer eine wichtige Information , ob das Produkt für ihn von Interesse ist.
Bei Werthölzern hingegen hängt der individuelle Wert des Holzes davon ab, was der Käufer daraus anfertigen möchte.