Baum des Jahres 2022:  Die Buche

 

Zum 34. Baum des Jahres wurde für das Jahr 2022 die Rotbuche (Fagus sylvatica)  gekürt, und das nach 1990, also nach 32 Jahren, zum zweiten Mal - und völlig zurecht! Die oft als "Mutter des Waldes" titulierte Baumart ist eine waschechte Europäerin, in Mitteleuropa heimisch und von Natur aus auf viele Standorten in ihrem Wuchsoptimum eigentlich die natürlich dominierende Baumart. Leider wurde sie forstlicherseits über Jahrhunderte als "Unkraut" regelrecht bekämpft, da die Fichte und andere Nadelbäume rascher wertvolles Holz lieferten. Mit der Hinwendung zur naturnahen Waldwirtschaft kommt ihr unbestritten wieder die Hauptrolle zu. Aber sie leidet - die Klimaerhitzung macht ihr zu schaffen.


Buche im Frühlingslaub (Foto: Dr. G. Strobel))
Buche im Frühlingslaub (Foto: Dr. G. Strobel))

Buchen können 300 Jahre alt werden. Ihr gebräuchlicher Name "Rotbuche" rührt von ihrem im Vergleich zur Hainbuche rötlicheren Holzes, nicht etwa von den roten Blättern der "Blutbuche" einer Variation der Rotbuche, die ganzjährig tiefrote Blätter trägt.

Die Buche liebt das ausgeglichene atlantische Klima in Mitteleuropa. Als schattenertragende Baumart kann sie hier leicht unter dem Kronenschirm anderer Baumarten verjüngen und hat damit einen entscheidenden Konkurrenzvorteil gegenüber anderen Baumarten, vor allem den Lichtbaumarten. So hält sie unter dem Schirm der Altbäume solange aus bis ein Nachbarbaum aus Altersgründen oder durch Fällung ausfällt und der Buche Licht und damit Wachstum erlaubt.

Für ihre Konkurrrenzkraft entscheidend ist die Eigenschaft der Buche, mit ihrer "plastischen" Krone den zur Verfügung stehenden Lichtraum in wenigen jahren komplett auszufüllen. Damit unterdrückt sie andere konkurrierende Baumarten. Nicht selten kann es passieren, dass ein Buchenbestand im Altersstadium von Buchen dominiert wird, also zum natürlichen Reinbestand wird. Da ihre Sämlinge dieses dunkle Lichtregime unter Buchenkronen aushalten, können sie sich hier verjüngen - der Kreislauf ist geschlossen.

Solche Wälder erwecken  deshalb den Eindruck, sie seien höchst artenarm. Das stimmt sicherlich, was die Anzahl der Pflanzenarten betrifft. Doch der Schwerpunkt der spezifischen Biodiversität von Buchenwäldern ist bei Insekten und Pilzen zu suchen und ist besonders hoch in alten Buchenwäldern mit viel abgestorbenem Holz.

Wo das Klima zu trocken oder zu kalt wird, lässt die Vitalität der Buche nach und ihr Verbreitungsgebiet nähert sich seiner Grenze. An der Verbreitungsgrenze mischen sich mehr und mehr andere Baumarten ein .

Aus den Buchenknospen im Mai frisch austreibende junge Blätter(© Foto: Dr. G. Strobel)
Aus den Buchenknospen im Mai frisch austreibende junge Blätter(© Foto: Dr. G. Strobel)

Die Buchenblüten werden vom Wind bestäubt. Ihre Früchte, die Bucheckern bereichern wegen ihres Öl- un damit Energiegehalts den Speisezettel vieler Waldtiere.  Im Mittelalter trieben die Menschen darum bei "Buchenmast",  also in Jahre starker Fruchtbildung der Buchen, ihre Schweine in den Wald um sie zu mästen. Vor allem in Krisenzeiten, etwa nach dem II. Weltkrieg, pressten Menschen Bucheckern zu Öl und deckten damit ihren Energiebedarf.

Buchenholz besitzt im Unterschied zu anderen Baumarten, etwa der Esche, relativ kurze Holzfasern. Dies macht ihr Holz wenig elastisch und belastbar und daher in natürlichem Zustand für Bauzwecke ungeeignet. Unter Feuchtigkeitseinwirkung fault es rasch.

Trocken gehalten ist es aber ein geeignetes Möbelholz, das unter Einsatz von Heißdampf biegsam und formbar wird.

Wurzel einer vom Sturm geworfenen Buche. Typisch sind ihre zahlreichen eher dünnen Wurzeln (Foto: Dr. G. Strobel)
Wurzel einer vom Sturm geworfenen Buche. Typisch sind ihre zahlreichen eher dünnen Wurzeln (Foto: Dr. G. Strobel)

Typisch für die Buche ist ihr so genanntes "Herz-Wurzelsystem". Auf ausreichend durchlüfteten Standorten bildet sie zahlreiche Wurzeln, die zusammen eine Bodenkörper fest umschließen und so für eine in der Regel ausreichende Stabilität des bis zu 35 Meter hohen Baums gewährleisten.

Buchenholz ist wegen seines hohen Brennwertes als Kamin- und Feuerholz sehr beliebt. Im Mittelalter bis zur Industrialisierung wurde sie - Öl und Kohle waren als Energieträger noch nicht "erfunden" - für den Heizbedarf der Eisen- und Glashütten genutzt. Um das schwere Holz besser transpotieren zu können, wurde es "geköhlert", also unter Luftabschluss meist direkt im Wald zur leichten und deshalb einfacher zu transportierenden Holzkohle umgewandelt.

Heute wird die aus der Buche gewonnene "Aktivkohle" wegen ihrer absorbierenden desinfizierenden Eigenschaften für medizinische Zwecke verwendet.

Buchenblatt

Frisch ausgetriebenes Buchenblatt im Mai

©Foto: Dr. G. Strobel

Das Blatt der Buche ist nach dem Austreiben im Mai hellgrün und an den Rändern flaumig behaaart. Später im Juni/Juli werden die Blätter dunkelgrün und lederartig fest.

Im Vergleich zu anderen Baumarten ist das abgefallene Laub der Buche relativ schwer zersetzlich und liegt oft bis ins nächste Frühjahr unzersetzt auf dem Waldboden.


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