Herzlich willkommen fühlen durften sich die Teilnehmer/innen einer vorfrühlingshaften Wanderung zu den Kalktuffquellen des Strümpfelbachtals. Silke Fischer hatte die dreistündige Tour durch dieses landschaftliche Kleinod bei Althütte akribisch vorbereitet.
Auf einem Tischchen am Waldrand: frische Blumen, Schoko-Marienkäfer und reichlich Info-Material: So sieht die Begrüßung von Naturschutzwartin Silke Fischer an diesem ansonsten vorfrühlinghaft-kühlen Samstag-vormittag aus. Vielleicht sollte das aber auch ein freundlicher Fingerzeig sein, sich im Naturschutzgebiet Strümpfelbachtal ganz besonders achtsam zu bewegen.
Denn das Kleinod, das vom Wanderführer als "für echte Naturfreunde ein regelrechtes Muss" beschrieben wird, mit seinem reizvollen Wasserlauf, den vielen Quellen und dem attraktiven Wanderpfad, soll ja so erhalten bleiben. "Darum bleiben wir auf dem Weg und entnehmen keine Pflanzen, Tiere oder irgendetwas anderes", stimmt die frisch gebackene Waldpädagogin Silke Fischer die Teilnehmer ein.
Vorbei an einem alten Mühlenrelikt heißt die erste Etappe "Nonnenmühle", die den Eingang zum wildromantischen Keupertal markiert. Dort sticht gleich eine kulturgeschichtliche Besonderheit ins Auge: die alte Lambach-Pumpstation. Schlicht genial mutet an, dass mit relativ einfacher Technik das aus mehrere Quellen gefasste Wasser jahrzehntelang hier aus dem Tal hinauf in den 103 Meter höher gelegenen Hochbehälter gepumpt wurde. Nur von Bachwasser ganz ohne Strom angetrieben versorgte sie bis 1938 die damals 320 Seelen von Althütte mit bis zu 63 Litern pro Minute mit Trinkwasser.
Nach diesem in einem Naturschutzgebiet eher ungewöhnlichen Artefakt öffnet Silke Fischer Augen, Ohren und Nasen der Mitwanderer für die Schönheit, die Klänge und Gerüche der Natur.
Da man ja - gerade um diese Jahreszeit nicht alles mit eigenen Augen sehen kann, hilft sie schon mal mit vorbereiteten Fotos und Illustrationen nach. Vogelstimmen gibt es live und heute auch vom Band, da sich die seltene Wasseramsel an diesem Vormittag einfach nicht blicken lassen will.
Steil bergauf geht es dann einen schmalen Pfad zu einem ersten Höhepunkt dieser Wanderung: zu einer Kalktuffquellen.
Diese treten im Strümpfelbachtal gehäuft an die Oberfläche. Eine Kalktuffquelle entsteht, wenn kalkhaltiges Wasser an die Oberfläche tritt und dort als so genannter Kalksinter ausgefällt wird. Aus dem gelösten Kalziumkarbonat entweicht durch die höhere Temperatur an der Oberfläche Kohlendioxid, verstärkt durch Algen und Moose, die dem Quellwasser zusätzlich Kohlendioxid entziehen. Diese dünne Vegetationsschicht wird mit einer Kruste von ausgefälltem Kalk im Laufe der Zeit zu filigranem Kalkstein. "Kalktuffquellen sind ganz besondere Biotope", erklärt Silke Fischer und erzählt begeistert von ihren vielen Beobachtungen der Feuersalamander:
Zu Rangeleien zwischen den paarungsinteressierten Männchen könne es durchaus kommen, wenn diese aus dem Tal hinauf zu den Hangquellen auf Brautschau gehen. Auch bei erfolgreichem Anstieg ist dem Männchen nicht immer Erfolg bei der Dame seines Herzens beschieden, da diese Samen nach der Begattung mehrere Jahre konservieren kann und dann gar nicht mehr auf den Herrn der Schöpfung angewiesen ist. Anders als andere Amphibien, trägt das Weibchen die Eier bis zu neun Monaten in sich, bevor die Larven "geboren" werden. Die Entwicklung ("Metamorphose") von der Kiemen-Larve zum ausgewachsenen Tier dauert dann, je nach klimatischen Umständen - nochmals mehrere Monate.
Da den Tiere, die vor allem nachts und bei nassem Wetter aktiv sind, an diesem trockenen Spätwintermorgen nicht wirklich nach Spaziergang zumute ist, greift die engagierte Naturschutzwartin zum äußersten Mittel und versteckt einen Plastik-"Lurchi" heimlich zwischen zwei Baumwurzeln. Der darob elektrisierte Fotograf bemerkt die Fälschung in seiner Eurphorie gar nicht gleich. Dem kundigen Leser ist sie natürlich sofort aufgefallen!
Überhaupt ist Silke Fischer äußerst kreativ, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit der Mitwanderer auf eines der mannigfaltigen Naturphänomene zu lenken: Verblüffung löst aus, als sie auf einem Baumstamm sonderbare Schriftzeichen von Aliens aus dem Weltram entdeckt. "Kann das wirklich sein?", denkt sich einer bis er des Rätsels Lösung erfährt. "Hier war ein Borkenkäfer zu gange, der zwischen Holz und Rinde seine Eier ablegt," schmunzelt die Waldpädagogin mit dem Schalk im Nacken. Die ausschlüpfenden Larven fressen diese für jede Borkenkäferart charakteristischen Gänge.
Auf diese Weise vergeht dieser Morgen wie im Flug. Aus Mitwanderern wird rasch eine eingeschworene Entdeckergruppe, die - ganz im Sinne der Wald- und Naturpädagogik - "im Vorbeigehen" so vieles über Geologie, Biologie und ganz einfach über die Schönheit dieser Landschaft erfährt.