Ein perfekter Frühlingstag mit blühenden Kirsch- und Apfelbäumen und den ersten Frühjahrsblühern: Die Luchsbanden-Chefin gibt die Parole für den Tag aus: Tarnen und Täuschen. Denn es ist ein Gesetz der Natur, dass das Tier, das nicht gesehen wird, auch nicht gefressen werden kann. Umgekehrt müssen Beutegreifer, beispielsweise der Fuchs ungesehen in die Nähe ihrer Beute kommen, sonst gehen sie hungrig von dannen.
Kaum ist das Tagesprogramm bekannt, beginnen drei erfahrene Luchsinnen gleich, die nächste Wasserpfütze zu suchen. Denn an deren Rand gibt es wunderbar feinen Matsch, mit dem das Gesicht im Nu getarnt ist - irgendwie wie Schminken, nur viiiel cooler.
"Wer seine Gesichtszüge durch Tarnung verwischt, ist eher unsichtbar", so die Wildnispädagogin.
Dann folgt die allwöchentliche Pirsch zum "Lägerle" mitten durch's Dickicht und Unterholz. Eigentlich sollen sich die Luchse hier ja mucksmäuschen still verhalten und wie die Indianer schleichen. Aber bei der Energie, die die Bande freisetzt, dauert das eine ganze Weile, denn es gibt doch so viel zu erzählen, was die vergangene Woche über so passiert ist.
Und wie fast immer im Wald, wartet schon eine neue Entdeckung. Ein halbvermoderter Baumstumpf scheint auf halber Höhe durchtrennt zu sein; das abgetrennte Stück liegt aber obenauf. Vorsichtig wird das obere Teil ein Stück angehoben. Darunter wird ein ganzer Staat Roßameisen, auch Holzameisen genannt entdeckt. Diese Ameisenart ist größer als die Waldameise, die in Nesthaufen lebt. Im Unterschied zu Waldameisen leben die Roßameisen in feuchtem Holz. Die Gänge sind gut zu sehen, und sogar die riesige geflügelte Königin lässt sich zur Feier des Tages und zum Staunen der Kinder blicken.
Am Lägerle angekommen beginnt das eigentliche Ritual zum Runterkommen: Die Oberkörper-Reinigung mit Zunder-Rauch aus einer Paua-Muschelschale. "Damit wir unseren Geruch abstreifen und von den feinen Nasen in der Natur nicht gleich erkannt werden," wissen die Luchse bereits. Dann folgt ein fröhlichse Lied und die Einweisung in das Tagesprogramm.
Womit kann ich mich denn im Wald unsichtbar machen fragt die Wildnispädagogin die Luchsbande.
"Mit Tarnen", wissen die grell "bemalten" Luchsinnen ja bereits. So wie die Gesichtszüge können wir auch die Körperkonturen verwischen, entweder mit Zweigen, Moos oder mit dem mitgebrachten Tarnnetz. Einmal druntergeschlüpft, ist der kecke Luchs schon kaum noch zu erkennen.
Brigitte Greiner zieht sich eine Haube aus frischem Moos über und ist im Nu mit dem Wald verschmolzen.
Es gibt aber noch etwas Wichtiges zu beachten, will man nicht entdeckt werden: Jede Bewegung vermeiden, denn die meisten Tiere, auch der Mensch erkennt Lebewesen an ihrer Bewegung. Bleibt man im Wald nur stocksteif stehen, wird man von Passanten meist gar nicht gesehen, wie eine Gruppe gerade vorbeikommender Spaziergänger beweist. Erst als ein Luchs sich aus Versehen bewegt und raschelt, wird der letzte der Waldbesucher aufmerksam. Weil es dann aber mucksmäuschenstill ist, geht er ohne Entdeckung weiter.
Brigitte Greiner lässt die Kinder ihr Blickfeld erforschen. "Durch unser Augenpaar im Gesicht sehen wir vor allem nach vorne scharf. Aber auch in einem breiten Winkel vor uns können wir Bewegungen erkennen. Das wird gleich ausprobiert, indem die eine Hälfte der Luchse sich in Wegnähe verstecken darf und die andere Hälfte muss mit starrem Blick geradeaus, die Arme im ungefähren Blickwinkel ausgestreckt, dem Weg entlang gehen und so versuchen, die Versteckten aufzuspüren.
Da sich die versteckten Luchse nicht bewegen, werden Sie beim ersten Durchgang tatsächlich nicht entdeckt.
Beim zweiten Durchgang sollen sich die Versteckten durch Bewegungen leichter erkennbar machen. Und schon ist die "Erfolgsquote" deutlich höher.
Dann werden die Gruppen gewechselt, sodass jede/r dieses Aha-Erlebnis selbst erfahren kann.
Und weil's so schön war, gibt es zum Abschluss noch ein freies Versteckspiel; und das geht so: Eine/r darf sich verstecken, und nach drei Minuten dürfen ihn/sie alle suchen. Wer ihn/sie gefunden hat, ist Teil der "Versteckbande". Alle drei Minuten stößt Brigitte Greiner den Krähenruf aus. Das bedeutet, dass alle dann Versteckten ein neues Versteck suchen müssen. Das Spiel endet, wenn alle gemeinsam in einem Versteck sind.
Nach einer Abschlussbesprechung im "Luchs-Lägerle", bei dem es zur Belohnung noch eine Süßigkeit gibt, ist schon Zeit, sich auf den Rückweg zu machen, denn die Eltern warten schon.
Das ist doch die Gelegenheit, sich bei einem Wettrennen nochmal so richtig auszutoben.
Schön war's - und bloß noch eine Woche bis zum nächsten Luchsbanden-Abenteuer!